Skoliose ist keine Haltungsschwäche! - Therapiewerk Stuttgart West
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Die Wirbelsäule ist das zentrale Stützelement unseres Körpers - sie trägt, stabilisiert und ermöglicht Bewegung. Ist sie jedoch seitlich verbogen und in sich verdreht, wird von einer Skoliose gesprochen. In unserem Blogbeitrag vom Therapiewerk Stuttgart West möchten wir Ihnen einen umfassenden Einblick in das Krankheitsbild geben: von den Ursachen und Erscheinungsformen bis hin zu bewährten Therapieansätzen.
Was ist Skoliose und wie häufig kommt sie vor?
Skoliose ist eine seitliche Verbiegung der Wirbelsäule mit gleichzeitiger Rotation der Wirbelkörper. Diese Verkrümmung führt zu einer dreidimensionalen Verformung des Rumpfes. Skoliosen können in allen Wirbelsäulenabschnitten auftreten:

Brustwirbelsäule (thorakal) -> häufigste Lokalisation
Übergangsbereich zwischen Brust- und Lendenwirbelsäule
(thorako-lumbal)
Lendenwirbelsäule (lumbal)
Halswirbelsäule (zervikal) -> sehr selten, aber möglich
Skoliose kommt bei ca. 2-4% der Bevölkerung vor. Am häufigsten sind Mädchen in der Pubertät betroffen - das Verhältnis Mädchen zu Jungen beträgt etwa 4:1, insbesondere bei stärkeren Krümmungsgraden. Leichte Formen bleiben oft unbemerkt, da sie keine akuten Beschwerden verursachen.
Skoliose - Klassifizierung
Skoliosen werden nach dem Alter bei der Erstdiagnose eingeteilt:
Infantile Skoliose: Auftreten vor dem 3. Lebensjahr
Juvenile Skoliose: Auftreten zwischen dem 4. und 9. Lebensjahr
Adoleszentenskoliose: ab dem 10. Lebensjahr bis Wachstumsabschluss (am häufigsten)
(Adulte Skoliose: Degenerative Veränderungen im höheren Lebensalter)
Mögliche Ursachen von Skoliose
Skoliosen sind in ca. 80-90% der Fälle idiopathisch, d.h. es liegt keine erkennbare Ursache vor. Bekannte Ursachen hingegen, die eine Skoliose zur Folge haben können, sind beispielsweise:
neuromuskuläre Erkrankungen (z.B. Zerebralparese, Muskeldystrophie)
Erkrankungen des Bindegewebes (z.B. Marfan-Syndrom)
angeborene Fehlbildungen der Wirbelsäule (kongenital)
Fehlstellungen oder Beinlängendifferenzen (funktionell)
Säuglingsskoliose (durch Lagedeformität im Mutterleib -> heilt oft spontan aus)
degenerative Veränderungen im Erwachsenenalter (z.B. Bandscheibenverschleiß, Osteoporose)
Wie äußert sich eine Skoliose? - Strukturelle und funktionelle Merkmale
Eine Skoliose kann ganz unterschiedliche Beschwerden verursachen – je nach Schweregrad, Krümmungsmuster und Alter der betroffenen Person. Aufgrund der strukturellen Veränderungen an der Wirbelsäule liegen häufig folgende Merkmale vor:

Schulter- oder Beckenschiefstand
Rippenbuckel und Lendenwulst beim Vorbeugen
Sichtbare Krümmung der Wirbelsäule
Asymmetrische Taille
Durch die strukturellen Veränderungen kann es sekundär zu folgenden funktionellen Beschwerden kommen:
eingeschränkte Wirbelsäulenbeweglichkeit
Muskeldysbalancen/ Verspannungen der Rumpfmuskulatur
Rückenschmerzen (v. a. in der Lenden- oder Brustwirbelsäule)
Müdigkeit bei längerem Sitzen oder Stehen
fortgeschritten: verminderte Leistungsfähigkeit kardio-pulmonal
Bei Kindern und Jugendlichen bleibt eine Skoliose oft lange Zeit beschwerdefrei und wird eher durch äußere Auffälligkeiten zufällig entdeckt (z.B. im Sportunterricht). Im Erwachsenenalter stehen dagegen Schmerzen und Funktionseinschränkungen im Vordergrund.
!Skoliose ist nicht zu verwechseln mit einer Haltungsschwäche!
Im Gegensatz zur Skoliose ist eine Haltungsschwäche eine funktionelle Fehlhaltung, die durch Muskelschwäche oder ungünstige Alltagsgewohnheiten verursacht wird und in der Regel durch Training und bewusste Körperhaltung verbessert werden kann. Der Hauptunterschied besteht also darin, dass die Skoliose eine dauerhafte Veränderung darstellt, während die Haltungsschwäche reversibel (umkehrbar) ist.
Behandlungsmöglichkeiten der Skoliose - abhängig vom "Cobb-Winkel"
Der Schweregrad einer Skoliose wird durch den sog. Cobb-Winkel bestimmt. Er misst den Winkel zwischen den am stärksten geneigten Wirbeln im Röntgenbild:

< 10°: keine Skoliose im klassischen Sinn
10-20°: leichte Skoliose - regelmäßige Kontrollen und Physiotherapie empfohlen
20-40°: mittelschwere Skoliose - intensivere konservative Therapie, ggf. Korsettversorgung (siehe Foto)
> 40°: schwere Skoliose - häufig operative Therapie indiziert (d.h. die Wirbelsäule wird mithilfe von Schrauben, Stäben oder Haken mechanisch aufgerichet bzw. begradigt)
Ein zentraler Bestandteil der Therapie ist die Dreidimensionale Skoliosebehandlung (angeglichen an das Schroth-Konzept) – eine spezialisierte, physiotherapeutische Methode zur Korrektur der Wirbelsäulenverkrümmung. Mehr zur Skoliosebehandlung erfahren Sie in Kürze in unseren folgenden Beiträgen.

Generell gilt: Je früher eine Skoliose erkannt wird, desto besser kann ihr Fortschreiten aufgehalten oder verlangsamt werden - beispielsweise durch gezielte physiotherapeutische Maßnahmen wie bei uns im Therapiewerk Stuttgart West.
Fazit
Skoliose ist mehr als nur eine „schiefe Haltung“ - es ist eine komplexe Wirbelsäulenerkrankung, die einer gezielten Diagnostik und Behandlung bedarf. Im Therapiewerk Stuttgart West begleiten wir Sie mit fachlicher Kompetenz und individuell abgestimmten Therapieplänen, damit Sie aufrecht durchs Leben gehen können.
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